Vom Kollegen zur Führungskraft - wie maxcluster den Rollenwechsel schafft
Gestern noch Sachbearbeiter und heute Teamleiter mit Verantwortung für mehrere Mitarbeiter. „Führungskraft“ ist nicht nur ein Titel, der auf dem Papier steht. Es ist vor allem eine Anerkennung, die im Alltag von den Kollegen zuteilwird. Sie sind es, die anerkennen müssen, damit die Rolle Erfolg hat. Unternehmenscoach Birgit Kersten-Regenstein erklärt im Interview, wie der Rollenwechsel gelingt.
Der Sprung vom Mitarbeiter zur Führungskraft erfolgt nicht plötzlich. Die Führungskraft muss sich immer wieder mit Zielen und Möglichkeiten der Mitarbeiter im Unternehmen auseinandersetzen und dabei die Ziele und Möglichkeiten der Geschäftsführung nicht aus den Augen verlieren.
maxcluster ist sich der Wichtigkeit dieser Thematik bewusst und hat deshalb ein zweitägiges Seminar für seine Teamleiter veranstaltet mit Trainerin Birgit Kersten-Regenstein, mit der maxcluster schon mehrere Workshops durchgeführt hat.
Hallo Frau Kersten-Regenstein. Sie haben schon einige Zeit mit unserem Unternehmen maxcluster verbracht. Nun sind Sie erneut zu einem aktuellen Thema zurate gezogen worden. Erzählen Sie uns zunächst ein bisschen über sich?
Sehr gerne.
Zu meiner Person:
Ich bin 1966 im Raum Köln geboren und kann bis heute meine rheinländischen Wurzeln nicht verleugnen. Die an christlichen Werten orientierte Erziehung meiner Eltern, sowie deren Ressourcen, die sie durch die Flucht aus Ostpreußen und anderen Kriegserlebnissen mitgenommen haben, hat mich im Hinblick auf viele meiner Eigenschaften geprägt. U. a. ist dort sicher meine Neugierde, Altes zu verlassen, um Neues zu entdecken, verankert. Bis ich in Paderborn ansässig wurde, bin ich mindestens 11x umgezogen, habe mit meinem Mann und unseren drei Kindern einige Jahre im Ausland gelebt und dort mein Studium der Politikwissenschaften aufgenommen.
Seit einigen Jahren führen Sie erfolgreich ein eigenes Unternehmen, wie kam es dazu?
Eigentlich wollte ich nach meinem Studium gerne in die Politikberatung, um Entwicklungsarbeit zu unterstützen. Doch da vor ca. 15 Jahren das Thema „Homeoffice“ noch nicht so angstfrei wie heute diskutiert und implementiert wurde, fand ich keinen Arbeitgeber, der mich mit meinem familiären Hintergrund einstellen wollte – aus heutiger Perspektive: mein Glück. In meinem Unternehmen "teamkompetenz", als Trainings- und systemische Coachingagentur, bündelt sich alles, was ich im Laufe meines Lebens erfahren, gelernt, gefunden, entdeckt, studiert, verinnerlicht, ausprobiert und mit vielen weiteren Qualifikationen untermauert habe. Gestartet in einer One-Woman-Show mit viel Spaß an Kaltakquise, bin ich dankbar, für meine mittlerweile 4 festangestellten MitarbeiterInnen, einen großen Seminarschauspieler-Pool und das Trainer-Kooperationsnetzwerk, ohne welche ich - und damit teamkompetenz - nicht funktionieren würde.
Unser Ziel ist es, Menschen in ihren Kontexten abzuholen, sie und ihre Lebensumstände ernst zu nehmen und ihnen für ihre Aufgaben angemessene Instrumente, Reflexionsangebote und Impulse zu geben. Sozusagen ENTWICKLUNG in 3 D ist das, was uns begeistert – wie unser Slogan: "Einfach. Stärker. Machen".
Mit welchem Auftrag (Thema) sind Sie diesmal zu maxcluster gekommen?
Diesmal ging es um die Teamleiter: Vom Kollegen zur Führungskraft – um diese Entwicklung zu unterstützen, starteten wir mit zwei Seminartagen.
Am ersten Seminartag beschäftigte uns vor allem der Umgang mit dem „Sitzen zwischen den Stühlen“. Sich in beide Richtungen – also zu den eigenen Vorgesetzten und zu den eigenen Teammitarbeitern – angemessen aufzustellen ist ganz schön herausfordernd. Wo gilt es zu fordern, zu unterstützen, zu schützen oder gar zu konfrontieren? Wie klar können Grenzen gesetzt und Erwartungsmanagement gestaltet werden?
Am zweiten Seminartag haben wir miteinander die 5 Prinzipien der Führung bearbeitet. Herausforderungen waren hier, eine Vision (für das eigene Team) formulieren und kommunizieren, sich auf Wesentliches konzentrieren und Aufgaben delegieren, sich der Stärken der Mitarbeiter bewusst sein und diese fördern bzw. einfordern. „Empowern“ passt hier sehr gut, um damit den Rahmen zur eigenverantwortlichen Gestaltung im Team sicherzustellen. Auch das verzahnte Bearbeiten der eigenen Aufgaben mit denen der anderen Teams zu verstehen, war ein wichtiger Punkt.
Worauf ist zu achten, wenn bei einem wachsenden Unternehmen aus den eigenen Reihen Kollegen zur Führungskraft werden?
Es ist noch nicht lange her, da ging es im Wesentlichen darum, die eigenen Aufgaben, Programmierungen und Absprachen mit Kollegen so abzuarbeiten, dass der Kunde, die Geschäftsführung und man selbst zufrieden war.
Doch maxcluster wächst und damit wachsen auch die Aufgaben, der Workload, die Abteilungsgrößen und somit die organisatorische Struktur. Gestern noch mit den Kollegen bei einer guten Tasse Kaffee über das Müsste, Hätte, Wäre, Könnte der To-dos auf Seiten der Geschäftsführung diskutiert und dabei sicher einige gute Ideen gehabt. Heute, nun als Teamleiter, zwischen die Stühle gerückt, wo es nicht nur um die kritische Kompetenz zu verschiedenen Vorgängen geht, sondern eben auch die eigene Umsetzungskompetenz in den Fokus rückt.
Vorher noch als Kollege mit seinem Know-how, Eigenarten und Macken eher wohlwollend akzeptiert - nun als Teamleiter mit Bewertungen zu seinem Know-how, Eigenarten und Macken im Abgleich mit den erwarteten Führungskompetenzen konfrontiert.
Dies bedeutet einerseits, sich als neue Führungskraft darüber im Klaren zu sein, was ich brauche, um meinen Aufgaben als Teamleitung zu entsprechen und was mich daran hindert - organisatorisch, strukturell oder sogar personell.
Daraus folgt andererseits klar zu kommunizieren, zu fordern, abzugrenzen, auszubremsen - sowohl nach „oben“ als auch zu den eigenen Teammitgliedern. Dies gelingt nur mit einem klaren Anspruch an die neue Identität; eben nicht mehr Kollege, sondern Teamleiter und damit beides: Kollege UND Vorgesetzter. Dies bedeutet zeitgleich für die Leistungsbereitschaft und Leistungskurve des eigenen Bereichs sowie für die Einfärbung der Atmosphäre und der Beziehungen verantwortlich zu zeichnen.
Herausfordernd genug!
Sie haben nun durch verschiedene Aufträge über mehrere Jahre Einblicke in das Unternehmen maxcluster gewonnen. Was für Veränderungen erkennen Sie und was nehmen Sie als positiv wahr?
Wachsen bedeutet immer auch Neues zu erobern, Altes zu reflektieren, Gutes zu bewahren und Unbekanntes zu erproben. Das miteinander Reden und sich gegenseitig Inspirieren gehört sicher zu den guten Dingen bei maxcluster, auch in neuer Organisation. Die kurzen Wege, der unbedingte informelle Umgang miteinander und das wirklich ausgesprochen freundliche Interesse am Gegenüber fällt mir immer wieder positiv auf, wenn ich mit maxcluster zu tun habe.
Das sich Ausprobieren in neuen Funktionen, die zunehmend indirekte Kommunikation und die mittlerweile auch nicht mehr einfach basisdemokratischen Entscheidungen sind wahrscheinlich eher unbekanntes Terrain – für alle: die Kollegen, Teamleiter und auch für die Geschäftsführung. Um hier erneut in einen reibungsarmen Flow zu geraten, braucht es für alle Beteiligten Geduld, sich im Neuen zu üben, Gelassenheit bei Fehlern zu etablieren und damit die innere Freiheit, jedem im Lernen einen Schutzraum anzubieten.
Foto: Birgit Kersten-Regenstein, © 2019 teamkompetenz von Birgit-Kersten-Regenstein